Rebkrankheiten
Die Weinwelt mit ihren herrlichen Rebbergen und ihren edlen Erzeugnissen ist leider vor verschiedene Herausforderungen gestellt, eine davon sind die Rebkrankheiten. Diese Krankheiten können die Weinerzeugung hinsichtlich Qualität und Quantität beeinträchtigen und gefährden folglich auch den Wohlstand der Winzer:innen. Im vorliegenden Artikel befassen wir uns mit den wichtigsten Krankheiten, welche die Weinreben befallen und sich auf den Wein auswirken können. Dabei beleuchten wir Beispiele aus der Vergangenheit und von derartigen Plagen betroffene Jahrgänge.
Die verschiedenen Krankheiten und ihr Einfluss auf den Wein
1. Falscher Mehltau
Der Falsche Mehltau ist eine durch den Pilz Plasmopara Viticola hervorgerufene Erkrankung. Diese zeigt sich in Form ölig glänzender Flecken auf den Blättern, bevor an den betreffenden Stellen auf der Blattunterseite ein weisser Pilzrasen entsteht. Ein Befall dieser Art kann dazu führen, dass die Trauben vollkommen unbrauchbar werden. Falscher Mehltau entwickelt sich besonders gut in feucht-warmem Klima, wie es typischerweise in zahlreichen Weinbauregionen vorherrscht.
Der Jahrgang 2021 hat ganz besonders unter der Rebpilzkrankheit gelitten, dies vor allem aufgrund der schwierigen Wetterverhältnisse im Wallis. Häufige Regenfälle und eine hohe Luftfeuchtigkeit führten zur raschen Ausbreitung der Krankheit und dementsprechend auch zu beträchtlichen Verlusten in den Rebbergen. Zahlreiche Winzer:innen mussten ihre Massnahmen zum Schutz ihrer Reben enorm verstärken, indem sie Fungizide einsetzten und ihre Weinanbaumethoden zwecks Schadensbegrenzung anpassten. Trotz aller Bemühungen war in bestimmten Regionen eine erhebliche Verringerung der Erträge zu verzeichnen.
2. Echter Mehltau
Erreger des echten Mehltaus ist der Pilz Erysiphe Necator. Es handelt sich um eine von den Winzer:innen gefürchtete Pilzerkrankung. Dieser Pilz befällt alle grünen Pflanzenteile des Weinstocks, d.h. Triebe, Blätter sowie Beeren und überzieht sie mit einem weisslichen Belag. Er verhindert die Photosynthese, schwächt die Pflanze und verändert die Traubenqualität. Die befallenen Trauben können nicht richtig reifen, Aromatik und Geschmack der erzeugten Weine können beeinträchtigt werden.
Im Wallis stellt der echte Mehltau vor allem während heisser und trockener Sommer ein enormes Problem dar, denn der Pilz gedeiht bei Hitze und mässiger Feuchtigkeit besonders gut. Der Jahrgang 2013 stand durch den echten Mehltau massiv unter Druck. Die Winzer:innen waren gezwungen, die Behandlungen zum Schutz ihrer Rebstöcke zu intensivieren. Präventivlösungen, darunter der Einsatz von Schwefel und anderen Fungiziden, und Anbauverfahren wie die gute Belüftung der Reben, sind für die Begrenzung der Auswirkungen des echten Mehltaus unerlässlich.
3. Reblaus (Phylloxera)
Die Reblaus oder Phylloxera Vastatrix ist ein schädliches Insekt, das ausgedehnte Rebflächen im Europa des 19. Jahrhunderts vernichtete. Dieses Insekt greift zuerst die Wurzeln der Rebstöcke an. Es entstehen Knoten und Schwellungen, welche die Pflanze letztlich töten. Die in den 1860er-Jahren versehentlich in Europa eingeschleppte Reblaus verursachte eine der grössten Krisen in der Geschichte des Weinanbaus, indem hunderttausende Hektar Rebflächen komplett zerstört wurden.
Wie im restlichen Europa bedurfte es zur Bekämpfung des Schädlings auch im Wallis drastischer Massnahmen. Die rettende Lösung bestand schliesslich im Aufpropfen der europäischen Weinrebe auf resistente amerikanische Unterlagsreben, denen die Wurzelreblaus nichts anhaben konnte. Anhand dieser Technik konnte der europäische Weinanbau erlöst werden und die Weinerzeugung wurde wieder hochgefahren. Auch heute noch werden in den Walliser Weinbergen zum Schutz vor neuerlichen Reblausplagen immunisierte Unterlagsreben verwendet. Ihr Einsatz garantiert den Fortbestand und die Qualität der Weine der Region.
Andere Krankheiten
Kirschessigfliege
Die Kirschessigfliege oder Drosophila Suzukii ist ein Insekt, das reife Früchte und somit auch die Trauben befällt. Sie legt ihre Eier in den Früchten ab, wodurch diese verfaulen. Insbesondere zum Zeitpunkt der Weinlese stellt diese Fliege ein grosses Problem dar.
Im Wallis ist die Kirschessigfliege eine zunehmende Bedrohung für die Rebberge. In Europa trat sie erstmals zu Beginn der 2010er-Jahre auf, woraufhin sie sich rasch in den Walliser Anbaugebieten ausbreitete. Die günstigen klimatischen Bedingungen und reife Früchte im Überfluss förderten ihre Ansiedlung. Die Walliser Winzer:innen mussten ihre Verfahrensweisen ändern, um den Schädling zu bekämpfen. Sie bedienten sich strenger Überwachungsverfahren, Fallen und gezielter Schädlingsbekämpfung. Integriertes Anbaumanagement in Kombination mit verstärkten Kontrollen während kritischer Zeiträume sind zwingend erforderlich, will man durch die Kirschessigfliege verursachte Schäden begrenzen.
Anthraknose
Die Anthraknose wird durch den Pilz Elsinoe Ampelina verursacht. Sie tritt im Mai oder Juni auf. Und dies vor allem in Jahren, die von grosser Hitze und Nässe gekennzeichnet sind. Sie zeigt sich in Form von runden schwarzen oder bräunlichen Flecken an den jungen Trieben, die mehr oder weniger zahlreich vorhanden sind. Diese Flecken befallen Blätter, Zweige und später auch die Trauben und stoppen das Wachstum, so dass die Knospen vertrocknen und absterben. Diese Krankheit kann zur Entlaubung und zu bedeutenden Ernteverlusten führen. Im Wallis setzt man im Kampf gegen die Anthraknose auf den Einsatz von Fungiziden und auf ein rigoroses Anbaumanagement zur Vermeidung übermässiger Feuchtigkeit.
Goldgelbe Vergilbung
Die Goldgelbe Vergilbung ist eine bakterielle Erkrankung, die durch den Erreger Scaphoideus Titanus (Amerikanische Rebzikade) übertragen wird. Um eine grösstmögliche Effizienz der Schädlingsbekämpfung zu erreichen, müssen die Winzer:innen ihre Rebstöcke nachts behandeln. Tatsächlich hat man die Zikade bei der Behandlung in den Nachtstunden, während sie aktiv ist, besser im Blick und kann somit die Ausbreitung der Goldgelben Vergilbung eindämmen. Diese Krankheit bewirkt eine gelbliche Verfärbung der Blätter sowie Wachstumsverzögerungen und kann auch zum Absterben der Rebe führen. Im Wallis wurde die Goldgelbe Vergilbung erstmals 2016 in Fully festgestellt.
Traubenwickler: einbindig (Cochylis) und bekreuzt (Eudemis)
Der Eudemis (Lobesia Botrana) ist ein bekreuzter Traubenwickler, der Blüten und Früchte befällt. Dies bedingt Ertragsverluste und erhöht die Gefahr eines Befalls der Trauben durch die Graufäule.
Der Cochylis (Eupoecilia Ambiguella) ist ein weiterer Traubenwickler. Er greift die Blütenknospen und die Traubenbeeren an, was zu ähnlichen Schäden wie bei der bekreuzten Gattung (Eudemis) führt.
Seit Jahrzehnten ist im Wallis die Schädlingsbekämpfung in Form der Verwirrtechnik mit spezifischen Sexuallockstoffen erlaubt. Dank dieser Vorgehensweise kann der Befall der geschützten Flächen erheblich reduziert werden.
Fazit
Für die Winzer:innen stellen die Rebkrankheiten eine ständige Herausforderung dar. Falscher und echter Mehltau, Goldgelbe Vergilbung und Reblaus können sich allesamt in erheblichem Ausmass auf die Weinerzeugung und Weinqualität auswirken. Die Bekämpfung dieser Krankheiten erfordert weitreichende Kenntnisse und ein striktes Anbaumanagement. Nur so können die Gesundheit der Rebberge und der Fortbestand der Weinerzeugung garantiert werden. Ebenso wie andernorts setzten auch die Walliser Winzer:innen weiterhin auf Innovation und Anpassung, um ihre kostbaren Rebflächen zu schützen und qualitativ hochwertige Weine zu erzeugen.
Die Einführung resistenter Rebsorten zeigt sich angesichts all dieser Herausforderungen als vielversprechende Lösung. Die betreffenden Sorten wurden entwickelt, um den häufigsten Rebkrankheiten zu trotzen, weshalb sie eine nachhaltige und wirksame Alternative darstellen. Sie helfen mit, chemische Behandlungen zu reduzieren, und sichern Qualitätsernten. In der Schweiz zählen unter anderem Divico und Divona zu diesen resistenten Rebsorten. Die Ergebnisse ihres Einsatzes sind aussichtsreich, denn so gelingt die Weinproduktion bei gleichzeitiger Verbesserung der Umweltverträglichkeit.