Die Petite Arvine
Hat die Petite Arvine denn schon die Eitelkeit gepackt? Sie hätte gute Gründe dafür! Da sie als sexy, fruchtig, extravagant, raffiniert bezeichnet und mit zahlreichen Prädikaten versehen wird, könnte sie sich durchaus etwas einbilden, nicht wahr?
Dem ist aber nicht so, denn die Petite Arvine hat ganz einfach Klasse. Hinter dem liebreizenden Namen verbirgt sich ein rassiger, charakterstarker Wein, der sich gleichzeitig grandios, fein, lebendig und hie und da auch etwas exaltiert präsentiert. Im Mund zeigt er sich mit stetig zunehmender Kraft, inhomogener und viriler Struktur und eleganter Salznote im Abgang, die den Gesamteindruck abrundet. Die Petite Arvine ist eine typische Walliserin und vielerorts in hochwertigen Restaurants zugegen.
«Ein Weltklassewein, der selbst den höchsten Ansprüchen von Kritikern und Weinliebhabern jeglicher Couleur gerecht wird». Ist zu lesen. «Die Petite Arvine ist ein grosser Walliser Weisswein von internationalem Ruf». Oder: «Sie präsentiert sich in vielerlei Gestalt, doch stets punktet sie mit köstlichem Geschmack und Attraktivität». «Ein herausragender Terroirwein»!
Oh ja, das steht fest! Madame Arvine kann sich international mit jedem beliebigen Weisswein messen. Ausserdem flankiert sie selbstbewusst delikate Speisen, wie etwa Jakobsmuscheln, Lachs, Hummer, Austern und selbst Kaviar. Doch damit nicht genug! Sie ist in vielerlei Hinsicht Spitzenklasse. In der trockenen Variante schmeckt sie vorzüglich, ist belebend, leicht salzig mit faszinierenden Aromen von Rhabarber, rosa Grapefruit und blühenden Glyzinien. Man liebt sie jedoch auch in der zarteren bzw. likörartigeren Variante mit aussergewöhnlicher Aromendichte ... Um den Zauber zu beschreiben, wenn einem die ersten Duftnoten in die Nase steigen und sich der erste Schluck dieses Tropfens Zutritt zum Gaumen verschafft, gibt es keine Worte. Kommen Sie zum Verkosten?
Nachfolgend einige Kenner & Könner der Petite Arvine
- John und Mike Favre in Chamoson «Es handelt sich hier um den beeindruckendsten Walliser Rebberg, in dem die Petite Arvine angebaut wird, und folglich gilt dies für die ganze Welt» (Magazin Vinum 2019) Nichts weniger als das.
- Petite Arvine «Sous l’Escalier», Domaine du Mont d’Or in Sitten. Eine wundervolle Arvine mit süssen Akzenten, die man aufgrund ihres Namens schon mit Begeisterung verkostet. Und hat man sie erst einmal probiert, möchte man den Weinkeller eigentlich gar nicht mehr verlassen.
- Petite Arvine von Marie-Thérèse Chappaz in Fully, die aus der Rebsorte mehrere wundervolle Weine kreiert.
- Auch Benoît Dorsaz in Fully setzt die famose Rebsorte mit unterschiedlichen Terroirs und Weinbereitungsverfahren in Szene.
- Und viele andere mehr …
PS: Ein heisser Tipp, um diese Rebsorte näher kennenzulernen : Fully, Arvine Eine Weindegustationsmesse rund um die Petite Arvine. Anwesend sind die Winzerinnen und Winzer der Petite-Arvine-Weine von Fully und ihre Gäste.
Nachdem die Petite Arvine im Jahr 1602 erstmals erwähnt wurde, entstanden bezüglich ihres Ursprungs alle möglichen phantasievollen Mythen. Wenngleich sie eine genetische Affinität zu bestimmten Rebsorten aus dem Aostatal und dem benachbarten Frankreich aufweist, belegte der Ampelologe und Weingenetiker José Vouillamoz ihre Walliser Wurzeln.
Im Wallis wird die Petite Arvine auf einer Fläche von 252 Hektar angebaut. Die Rebsorte ist feinfühlig und windempfindlich, reift spät und verlangt deshalb nach den allerbesten, möglichst nicht zu trockenen Lagen. Auch im Aostatal trifft man die Petite Arvine auf einer Anbaufläche von rund zehn Hektar an.
Ferner gibt es auch die Grosse Arvine. Sie entstammt einer Kreuzung aus Rèze und einer unbekannten, vermutlich bereits verschwundenen Rebsorte. Laut dem Experten José Vouillamoz besteht eine Verwandtschaft zweiten Grades zwischen der Grosse und der Petite Arvine. Die Petite Arvine könnte also als Grossmutter der Grosse Arvine durchgehen.
© Olivier Maire