Was ist Orangewein?
Ein Orangewein ist nichts Neues – aber er ist so populär, wie schon lange nicht mehr. Allerdings spalten diese Weine Weingeniesser in zwei Lager, denn die einen fallen bei ihrem Genuss in Ektase, andere schütteln ratlos den Kopf, denn aromatisch gehen sie in eine ganz eigenwillige Richtung.
Warum ist er orangefarben?
Die grundlegende Prämisse hinter einem Orangewein ist ein Mangel an Intervention bei der Produktion des Weins und zwar vom Rebberg bis in die Flasche und dass er aus Weissweintrauben wie ein Rotwein vinifiziert wird. Das heisst, dass der Kontakt mit den Schalen länger als sonst ist und dabei mehr Farbe in den Wein kommt. Auf Chemikalien und Zusatzstoffe wird praktisch ganz verzichtet. Entstehen dabei Fehltöne im Wein, ist das der Wille der Natur.
@Swiss Wine Valais
Isabelle Legeron, Master of Wine und Grande Dame des Naturweins (Orangewein ist auch ein Naturwein) freut sich über die Popularität dieser Weine. So meint sie: «Heute weiss man oft gar nicht mehr, was alles in einem Wein steckt. Bei einem Naturwein, weiss ich immer, was in der Flasche ist. Da es ein natürliches Produkt ist.»
Spezialität des Orangenweins
Ein Orangewein kann daher von der Aromatik ein einmaliges Erlebnis sein, wie aber auch eine wahre Gaumenherausforderung. Wein wird wie früher zu Grossvaters Zeiten oder gar noch früher zubereitet und primär sich selbst überlassen. Eingeschlossen in einer Amphore, einem Tank oder einem Fass. Solche Weine sind oft auch trübe in Erscheinung, da sie unfiltriert in die Flasche kommen. Produziert werden meist Kleinstmengen, für die die Naturwein Community auch gerne etwas bezahlt.
Viele dieser Weine werden aus biologisch vinifizierten Reben produziert, zahlreiche aus biodynamischen, wobei nicht jeder biodynamische Weisswein ein Orangewein ist. Während in der Biodynamik mit den Phasen des Mondes gearbeitet wird, kommt beim Naturwein etwas ganz anderes zum Tragen: der Verzicht auf den Einsatz von zu modernen Vinifikationsmethoden. Besonders populär sind diese Freestyle Kreationen in urbanen Weinbars. Interessant ist, dass vor allem junge Weingeniesser diese Weine in den Olymp loben.
Ganz anderes Geschmackserlebnis
Persönlich schätze ich diese Evolution, da sie eine Fülle an neuen Weinen mit meist höchst kreativen Etiketten auf den Markt gebracht hat. Ganz wichtig aber ist es immer zu betonen, dass der Genuss eines Orangeweins, nichts mit dem Genuss eines traditionellen Weins zu tun hat. Es sind zwei ganz unterschiedliche Gaumenerlebnisse, die man im Grund gar nicht miteinander vergleichen kann. Beim einem traditionellen Wein ist es so, als ob man mit einem Ruderboot über einen ruhigen See rudert und bei Naturwein donnert man mit diesem Boot einen Wildbach herunter.
Orangeweine zum Entdecken
Cave du Lac : O-Wine, AOC Valais
Albert Mathier & Fils : Amphore blanc, AOC Valais et O-Orange, AOC Valais
Dominique Passaquay : Or Ange, AOC Valais
Ist trüber Wein gut?
Aber sicher. Die meisten Weine, die wir einkaufen sind filtriert und entsprechend klar im Glas. Orangeweine in der Regel eher nicht. Schon wenn man sie schüttelt tanzen die Trubteile durch den Wein.
Dass die meisten Weine klar abgefüllt werden, hat damit zu tun, dass wir bei einem unklaren Wein schnell das Gefühl haben, dass er nicht so gut sein könnte. Wir lassen uns also optisch täuschen, denn ein unfiltrierter Wein ist oftmals noch interessanter, als ein filtrierter.
Bei der Filtration geht es primär um die Klärung des Mostes oder des Weines mit Hilfe von Filtern. Ein zu starkes Filtrieren kann jedoch wertvolle Inhaltsstoffe und etliche seiner qualitätsentscheidenden, feineren Substanzen entziehen, so dass einige der grössten Weine der Welt nie oder bestenfalls nur ganz leicht filtriert werden.