Was genau sind eigentlich Likörweine?
Oh là là … Likörweine, das sind Köstlichkeiten, die wir der Kraft der Sonne und dem Fachwissen der Önologen verdanken. Obwohl sie dank der Reife der Reben eine komplexe Aromatik entwickeln, wird ihnen tendenziell die Rolle als Dessertwein zugewiesen. Doch diese Charakteristik lässt Spielraum für weit gewagtere Kombinationen.
Machen Sie Süssweine zu Ihren ständigen Begleitern. Der Vorschlag mag vielleicht überraschen, jedoch lädt die unendliche Aromenvielfalt dieser Erzeugnisse dazu ein, sie nach Lust und Laune zu verkosten. Der starke Charakter dieser Crus mit ihren herrlich süssen Akzenten von Kandiertem, Früchten und Honig basiert auf dem angenehmen Säuregehalt, der die meisten weissen Walliser Rebsorten kennzeichnet und jede Degustation zu einem herrlichen Erlebnis macht.
Weisse Süssweine werden von Jahr zu Jahr komplexer. Zögern Sie daher nicht, Ihre alten Flaschen aus dem Keller zu holen. Sie sind echte Genussgaranten, die all unsere Sinne in Entzücken versetzen.
Zu welchem Anlass trinkt man diese süssen Weine?
Zur Nachmittagsjause schmecken Aprikosentarte, Apfelkuchen oder Birnentarte zusammen mit einem Gläschen Süsswein noch viel besser.
Ein gut gekühlter alter Jahrgang aus überreifen «Surmaturé»-Trauben mit vollständig integriertem Zucker garantiert vollmundigen Geschmack und verwandelt jeden klassischen Apéro in ein aussergewöhnliches Erlebnis.
Zu den Hauptmahlzeiten wird er üblicherweise zu Foie-Gras getrunken, was absolut schade ist! Denn die Schweizer Süssweine nehmen es bravourös auch mit Krustentieren an Zitruszesten, zartem Geflügel oder gemischtem Wurzelgemüse auf.
Süssweine machen auch in Verbindung mit einer Auswahl von alten Käsen oder Blauschimmelkäse eine glänzende Figur. Diese vollmundigen Weine mit ihrer raffinierten Eleganz verbinden sich mit der Kraft dieser Art von Käse und es formiert sich ein süss-salziger Tanz, der den Gaumen verzaubert. Wenn die Penicillium-Stämme eines Blauschimmelkäses sich mit der sich auf den überreifen Trauben entwickelnden Grauschimmel-Edelfäule (Botrytis Cinerea) verbinden, gibt das dem Wein die kandierte Note im Geschmack. Im Abgang bewirkt diese Verbindung eine komplex-feine Harmonie.
Echte Süsswein-Enthusiasten empfehlen den Genuss noch vor dem Dessert. Damit kommt ihnen die besondere Aufgabe zu, den Gaumen für die auf ihn zukommenden süssen Naschereien vorzubereiten.
Ein letzter Tipp: Nach dem Liebesspiel sollten Sie die sinnlichen Streicheleinheiten mit einem «Lippenbekenntnis» zu diesen bernsteinfarbenen Tropfen fortsetzen. Oder wagen Sie allein das Vergnügen am Geruch eines Surmaturés, der mit seinem tiefgründigen und wärmenden Geschmack mit Noten von Safran, Malz und kandierten Früchten an Rauchtee, Zitroneneis und Crème Brûlée erinnert.
Likörweine zählen zu den Besten der Welt
Dank der günstigen klimatischen Bedingungen in der Region sowie der Hingabe, des Talents und der Kompetenz der Önologen haben die Walliser Likörweine eine beachtliche Stellung im Weinuniversum erobert. Die Trauben verdorren in der Sonne und angesichts der hohen Herbsttemperaturen an den Weinreben. Wenn der Botrytis Cinerea (ein mikroskopisch kleiner Pilz, der auch als Edelfäule bezeichnet wird) die Trauben mit seinem Myzel-Gewebe überzieht, verleiht dies den Walliser Edelsüssen eine Komplexität, die ihnen Zugang in den weltweiten Weinolymp verschafft.
© Gianluca Colla
Es sind Weine im Zeichen von Genuss, Besinnung und Geborgenheit. Man denkt dabei sofort an gemütliche Auszeiten vor dem Kaminfeuer mit einem Glas Süsswein in der Hand und sieht die Welt plötzlich mit ganz neuen Augen...
Die Charte Grain Noble ConfidenCiel als Qualitätsgarantie für die natürlichen Walliser Edelsüssweine
Der 1996 ins Leben gerufenen Charta haben sich mittlerweile rund dreissig Walliser Produzenten verschrieben. Sie alle setzen sich für die Bewahrung des Wissens rund um die Tradition der Gewinnung bedeutender edelsüsser Weine aus überreifen, von der Sonne gegerbten Trauben ein. Mit der Unterzeichnung der Charte Grain Noble ConfidenCiel verpflichten sich die Produzenten dazu, folgende Punkte einzuhalten:
- Ausschliesslich Reben der besten Hanglagen der ersten Zone auszuwählen
- Das Traubengut muss von mindestens fünfzehn Jahre alten Reben stammen
- Es sind allein folgende fünf Rebsorten zu verwenden: Arvine, Ermitage, Johannisberg, Malvoisie und Amigne, die entweder allein oder als Assemblage vinifiziert werden
- Das Label «Grain Noble ConfidenCiel» darf nur Weine kennzeichnen, deren Traubengut die Überreife direkt am Rebstock erzielt hat
- Auf jegliche Form der Anreicherung des Traubenguts oder des Mosts zu verzichten
- Das Mostgewicht der Trauben muss mindestens 130 Grad Oechsle erreichen
- Ein mindestens zwölfmonatiger Ausbau im Eichenfass oder Holzfuder ist einzuhalten
- In Jahren mit ungünstigen klimatischen Bedingungen für die Erzeugung von
«Grain Noble» auf die Verwendung des Labels zu verzichten
- In jedem klimatisch günstigen Jahr einen Edelsüsswein zu erzeugen
- Sich für die Belange der auf Berufsethik und Vertrauen basierenden Charta einsetzen
Die Arvine ist durch ihre fruchtigen Aromen, ihre Lebendigkeit und ihre angenehme Frische gekennzeichnet. Der Ermitage ist vollmundiger, hat mehr Struktur und duftet herrlich nach Himbeergeist und weissem Trüffel. Der an Birne erinnernde Johannisberg ist im Allgemeinen vollmundiger und samtiger. Amigne und Malvoisie hingegen präsentieren sich im Vergleich zu den anderen drei Rebsorten zarter und runder.